Mein Freund Stefan

Als Stefan mir im Januar 1998 als abschließende Worte seines Spruches „Freunde sind ein kostbares Geschenk - Dein Freund Stefan Gülch“ ins Poesiealbum schrieb, war mir vermutlich leider noch nicht vollkommen bewusst, wie recht Stefan doch mit diesen Worten gehabt hat.

Umso mehr weiß ich unsere tiefe und lange Freundschaft heute zu schätzen.

Wir sind gemeinsam groß geworden, wir haben unsere ganze Schulzeit und viele Stunden unserer Freizeit miteinander verbracht und zusammen haben wir fast alle „großen Ereignisse“ wie beispielsweise unsere Einschulung in die Grundschule oder später ins Gymnasium, unsere Konfirmation und unsere USA- Reise vor zwei Jahren erlebt.
Dies alles hat uns natürlich im Laufe der Jahre immer noch mehr verbunden.

Wenn ich beschreiben soll, wer Stefan für mich war und was ihn speziell auszeichnete, so fällt mir die Antwort sehr schwer, denn gerade seine Vielseitigkeit war eine Eigenschaft die ihn besonders kennzeichnete. Stefans gesamtes Wesen mit all seinen Liebenswürdigkeiten und manchmal auch Eigenheiten machten ihn zu einem ganz besonderen Menschen und vor allem zu einem wahren Freund und Begleiter über nahezu mein ganzes Leben.

Ich will nicht behaupten, dass es niemals Zeiten gab in denen Stefan und ich nicht zum Teil getrennte Wege gingen und jeder seinen eigenen Freundeskreis fand, aber dennoch brach unser Kontakt nie ab und ich hatte niemals das Gefühl, dass ich mich nicht mehr hundertprozentig auf Stefan verlassen konnte. Ich weiß nicht wie das kam, aber auch wenn es vielleicht nach außen hin nicht für jeden sichtbar war und auch nicht sein sollte, hatte ich doch immer das Gefühl dass Stefan ein Freund war, der immer hinter mir stehen würde und dies gerade dann, wenn sich alle anderen gegen mich wenden. Vielleicht kam diese tiefe Verbundenheit wirklich durch die vielen Jahre in denen es selbstverständlich wurde, dass wir beide nun mal beste Freunde waren und immer bleiben werden, da gab es für mich jedenfalls niemals eine andere Möglichkeit.

Ich weiß gar nicht wie oft mich Stefan, früher noch auf dem Nachhauseweg von der Grundschule oder später dann in meist etwas längeren Telefonaten, durch seine fröhliche und oftmals etwas ironische Art zum Lachen gebracht hat. Andererseits war ich aber auch des Öfteren der Weißglut nahe, z.B. wenn er in irgendeiner Sache eine Entscheidung treffen sollte und seine Erörterungen der Vor- und Nachteile wieder einmal kaum ein Ende finden sollten.
Dafür war Stefan umso entscheidungsfreudiger, wenn es darum ging anderen Menschen ihre Entscheidungen mit Hilfe seiner überragenden Überzeugungskraft abzunehmen, ein Beispiel hierfür wäre z.B. nur einmal „meine“ Schulwahl an der Stefan wohl maßgeblich beteiligt war.

Diesen Ehrgeiz, ein Ziel zu erreichen wenn er es wollte, konnte Stefan aber auch auf viele andere Lebensbereiche übertragen und das nicht nur bezüglich seiner sportlichen Leistungen sondern u.a. auch auf Angelegenheiten die seine Zukunft betrafen so z.B. auch durchaus auf schulische Dinge.
Zwar hatte er wohl nie ein Problem damit seine Prioritäten so zu setzen wie er sie für richtig hielt, aber er wusste immer wann es darauf ankam zu zeigen was er kann und so waren lange, nächtliche Telefonate am Abend vor einer Klassenarbeit zur „kurzen“ Stoffwiederholung, längst kein Ding der Seltenheit.

Vermutlich gäbe es noch eine Unmenge anderer Charakterzüge von Stefan die hier zu beschreiben wären, aber jeder der ihn besser kannte, weiß wie abwechslungsreich er sein konnte und dadurch durfte ihn vermutlich jeder von einer immer ein bisschen anderen, ganz speziellen Seite kennen lernen, die ein anderer vielleicht gar nicht hinter Stefans Wesen gesucht hätte.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass, auch wenn der Verlust Stefans uns unfassbar groß erscheint und uns zurecht unbegreiflich traurig macht, ich es für sehr wichtig halte, dass wir alle die wir doch das Glück hatten mit ihm einen Teil unseres Lebens verbringen zu dürfen, dennoch unglaublich dankbar sein sollten, einen so besonderen Menschen wie Stefan gekannt zu haben.
Stefan war einer meiner ersten, längsten und mit Sicherheit besten Freunde die ich je gehabt habe und vermutlich haben werde, darum ist und bleibt er für mich genau so ein kostbares Geschenk, wie er selbst einmal einen Freund in meinem Poesiealbum beschrieben hat.

Stefan, ich werde dich nie vergessen.

Deine Freundin Julia Mayer